30.0 Schnorren beim Hafenkommando

Häufig schon habe ich vom Windauer Hafen erzählt
und doch heute das gleiche Thema gewählt.
Glaubt bitte nicht, dass ich lüge,
Arbeit gab es zur Genüge.
Da hieß, es Säcke schleppen, Hölzer schichten,
Schiffe entladen, Gerüste errichten,
Behälter bauen, diese füllen,
Diverses Gut mit Planen umhüllen,
Für alles bereit sein was auch geschah,
dafür waren wir Plennies (Gefangene) ja da.
Zucker aus Deutschland landete man an,
zum Löschen (Ausladen) der Ladung war jeder Mann,
der verfügbar aus der ganzen Schar
und zum Schleppen der Säcke geeignet war.
Hundert Kilo waren in jedem Sack,
die wurden auf den Rücken gepackt.
Es war eine elende Schinderei
trotzdem war jeder gerne dabei;
denn so mancher Sack wurde aufgeschlitzt.
Der Inhalt wurde von uns reichlich genützt.
Ich werde es lebenslang nicht vergessen,
die ganze Zeit über haben wir Zucker gegessen.
Sicher habt ihr davon noch nicht gehört,
Aber einige haben 2 Kilo pro Schicht verzehrt.
Ein anderes Mai, Zucker gab es nicht mehr,
machte ich mich über ein geschlossenes Fass her.
Als es geöffnet, lagen hunderte Heringe darin,
Über die ich gleich hergefallen bin.
In Salz waren sie konserviert,
trotzdem habe ich mich nicht geziert,
sofort drei Stück davon aufzuessen,
So wie sie waren, das werde ich nicht vergessen.
Mehr konnte ich nicht, ich habe nicht gedacht
dass mich die salzigen Dinger so durstig gemacht.
Vor Durst bin ich fast vergangen.
An Trinkbares war nicht zu gelangen.
Das Verlangen raubte fast meinen Verstand.
Da bin ich zum Ufer hin gerannt
und habe, es geht kaum krasser,
geschlürft das ölige Hafenwasser.


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