28.0 Normerfüllung

Die übelste bekannte Beschäftigungsform
war die Arbeit nach einer Norm.
Da fragt man sich, wie kommt hierzulande
Ein so hohes Soll denn wohl zustande?
Zur Festsetzung nahm man den stärksten Mann,
den man im Gefangenenlager finden kann.
Für fünf Minuten musste er arbeitsmäßig alles geben,
als ginge es hierbei um sein nacktes Leben.
Seine Leistung wurde auf acht Stunden hoch gerechnet.
Das war die Norm, nach der man uns geknechtet.
Gerundet wurde sie noch weiter nach oben,
Trotz des Widerstandes und heftigem Toben.
Bei der Holzarbeit halfen nicht etwa Kettensägen,
da hieß es, kräftig die Muskeln zu bewegen.
Nur ein Beispiel führe ich an,
wohlgemerkt, für einen einzigen Mann:
Bäume fällen, entasten, in Meterstücke sägen,
sich zum Stapelplatz hin bewegen,
Acht Meter lang, ein Meter hoch musste man bringen,
das konnte nie einem Einzelnen gelingen.
Der Ausweg aber war, die Wache konnte nicht überall sein
manchmal waren wir für Minuten allein.
Da sah man alle, die konnten, eilig laufen
zu den gestrigen Meterholz-Haufen.
Blitzschnell zum eigenen Stapel das Holz,
die Norm war erfüllt, meldeten wir dann stolz.
Anders war es beim Gruben ausheben,
es waren sechs Kubikmeter vorgegeben
da konnte man nicht klauen vom vorigen Tag
so bitter das auch gewesen sein mag,
denn immer, wenn die Norm erfüllt,
wurde der Magen mit 200g Brot zusätzlich gefüllt.


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