37.0 Heimkehr

Das letzte Außenkommando hat mir Kraft gegeben,
So konnte ich wieder im Hauptlager leben.
Eigenartig, wie sich alles zum Guten wendet.
Dort waren meine Lager-Irrfahrten beendet.
Gleich bei meiner Ankunft wurde ich aufgefordert
und in die Lagerleitung beordert.
Die Überraschung, die mir geschah:
Willi Cremer, den ich von Stade her kannte, war da.
Bei meiner Tante, die daheim ein Hotel betrieb,
war er als Geiger und Saxophonist äußerst beliebt.
Irn Lager hatte er eine bevorzugte Stelle,
Er war Gründer und Leiter der Lagerkapelle,
Er brauchte nicht von allgemeiner Verpflegung leben
und hat mir täglich seine Rationen gegeben.
Dennoch:
Von meiner Einheit, die geschlossen in Gefangenschaft geriet,
war ich der einzige, der übrig blieb.
Durch ständiges Verschieben war es den Russen gelungen
dass keiner den anderen wieder gefunden.
Dafür fand ich Erich Feind, einen Cousin von mir
Beide kamen wir aus Stade, von hier.
Jeder Leser wird sicher verstehen,
Wir hatten ein fröhliches Wiedersehen.
Ich weiß aber nicht, wohin er am Schluss noch getrieben
im weiten Russland ist er dann doch geblieben.
Ich aber hatte großes Glück,
kam mit den Ersten schon vor der Gründung der Bundesrepublik zurück.
1949 kam es endlich zur Rückführung einiger Soldaten
die wir schon jahrelang unserer Heimkehr harrten.
Maßgebliche Russen wollten es sich wohl nicht nachsagen lassen:
Vor der Rückkehr konnten wir plötzlich reichlich Essen fassen,
Zu Hause bei uns sollte nicht die Meinung grassieren
Wir würden in Russland nur leiden und vegetieren.
Unser Traum wurde schließlich wahr, die Züge rollten,
es war nur eine Frage, wann wir drankommen sollten.
Es gab bei den Russen aber auch immer mitfühlende Seelen,
denen sei danke gesagt, sie haben uns durch Anteilnahme viel gegeben,
mancher von uns hat sich gefreut wie ein Kind,
da wir nach so vielen Jahren endlich bald zu Hause sind.
Die Auflösung des Lagers ging Zug um Zug,
den zunächst Bleibenden war aber Gewissheit genug,
dass auch für sie in absehbarer Zeit
der Güterzug zur Heimkehr steht bereit.
Die Räder unseres Zuges rollten indessen
immer, immer weiter nach Westen.
Primitiv war es schon im Waggon,
jedoch wir alle hatten schon
sehr viel schlechtere Situationen erlebt
als das, was uns in diesen Momenten bewegt.
Leider bleibt mir aber auch zu sagen,
es gab denunzierende, schlechte sogenannte Kameraden,
die mit auf unserer Heimreise waren.
Einige von ihnen kamen nicht in Helmstedt an
Sicher fand man sie neben den Geleisen der Bahn.
Andere gingen, wer weiß schon von ihrem Geschick
Mit den russischen Zugbegleitern wieder zurück.
Uns anderen aber wurde erst die Last von den Schultern genommen
als wir im Auffanglager Friedland angekommen.
So endete meine Odyssee, wie hüpfte mein Herz,
Wir schrieben neunzehnhundertneunundvierzig,
den dreißigsten März.


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