9.0 Einsatz als Melder

Wie heutzutage im Privaten der Brauch
war es bei der Wehrmacht auch,
Ein Beruf genügte damals nicht
So nahm man auch mich in die Pflicht.
Zum Funker hatte man mich getrimmt
dann wurde für mich etwas anderes bestimmt,
Wenn irgendwo die Leute fehlten
holte man den nächsten Auserwählten.
Da hat man nicht lange diskutiert
der Neue wurde einfach ausprobiert.
In die Schreibstube hat man mich genommen,
Habe mich da wohl ganz gut benommen,
daraufhin schloss sich dann
die Ausbildung als taktischer Zeichner an.
Gleichzeitig machte ich den Führerschein
und man setzte mich als Kradmelder ein.
Überall dort, wo Not am Mann
holte man mich als Einsatzhelfer ran.
So zeichnete ich einst einen Lageplan,
der als Einsatzkarte infrage kam.
Der Frontverlauf war darin zu sehen,
Weiter, wo die Geschütze stehen,
Splittergräben und Bunker waren zu erkennen,
auch waren sie einzeln zu benennen.
Die Stellung jeden Maschinengewehrnestes
Sie kamen ganz zum Schluss als Letztes.
Dabei wurde es schon Mitternacht,
bis ich die Arbeit zu Ende gebracht.
Diese Karte musste der Gamisonsstab haben,
weil sich daraus Entscheidungen ergaben.
Es hatte viel geregnet seit Tagen
wie viel Liter je qm, kann ich nicht sagen
es war der dritte Oktober bei Nacht
als ich mich auf den Weg gemacht.
Die Nächte schon empfindlich kalt;
denn der russische Winter nahte bald.
Die Strecke war nur zu ahnen,
die Fahrspur sehr stark ausgefahren,
nur der Mittelstreifen gab etwas Halt
es gab keine Steine, keinen Asphalt.
Lehmiger Boden, glitschig und nass,
es nieselte ohne Unterlass.
So fuhr ich im Dunklen, mutterseelenallein
Auf dem Motorrad, Licht durfte nicht sein,
die Fahrt zum Ziel konnte nur nachts geschehen
denn Teile der Strecke waren von Feind einzusehen.
Der Motor tuckerte vor sich hin
bis ich in die Seitenfurche geraten bin,
8 Kilometer waren zu überwinden,
doch den Standort vom Korps galt es erst zu finden.
Ständig rutschte die Maschine ab,
Mal nach links, dann rechts ins Seitengrab.
Nur der Mittelstreifen, das ahnt schon jeder,
gab etwas Halt für die beiden Räder.
Zum Herausheben hatte ich nur meine Hände
Nach dem 15. Mal war ich mit meiner Kraft am Ende.
Ich konnte nicht mehr, der Lehm war zu zäh,
Arme und Schultern taten mir weh,
Auf die Knie sackte ich, die Arme auf den Sattel gelegt,
den Kopf darauf, mich nicht mehr bewegt.
Zwei Stunden habe ich schlafend verloren
dann erwachte ich, total durchgefroren
hob erst das Vorder-, dann das Hinterrad nach oben
und dann das Krad wieder angeschoben.
Doch wie gesagt, meine Kraft war am Ende,
doch beginnender Frost brachte die Wende.
Nun hatte ich auf einmal Glück,
Etwas fester wurde das Mittelstück.
So konnte ich meinen heiklen Auftrag beenden
und endlich das Motorrad zur Heimkehr wenden.
Als ich zurück kam von meiner Tour
graute der Morgen, es war sechs Uhr.


zurück

zurück