13.0 Das Finale - Gefangenschaft - erste Wochen

Der Krieg ist vorüber, Deutschland am Ende
Kapitulation - und dann die Wende -
zersplittert das "Tausendjährige Reich",
einstmals prächtige Städte dem Erdboden gleich.
Das Lügennetz, von der Propaganda sorgsam gewoben,
Hoffnungen und Wünsche in alle Winde zerstoben.
In Saka, nahe von Windau, erlebte ich das Finale,
Ich erfuhr es durch unsere Funkzentrale.
Ob Schütze oder Grenadier,
Ob Melder oder Pionier,
Für jeden Einzelnen zerbrach eine heile Welt.
Nur Freundschaft zählt, die noch zusammenhält.
Nun eine kleine Begebenheit:
Ein Verpflegungslager lag gar nicht so weit.
Hungrige Landser, zum Letzten bereit,
sahen die einmalige Gelegenheit,
sich mit Verpflegung zu versorgen
wer weiß, was bringt der kommende Morgen?
Anstatt den versperrten Eingang freizugeben,
Verteidigten die Wachen ihn, als ginge es um ihr Leben,
da zogen die Hungrigen ihre Waffen,
um sich gewaltsam den Zugang zu verschaffen.
Entrüstet stand der Verwaltungsoffizier daneben:
Er müsse doch alles den Russen übergeben.
Wie eine Groteske hört sich das Geschehene an.
Schaut her, wie weit Kadavergehorsam gehen kann -.
Die Russen tasteten sich langsam heran.
Nicht wissend, was noch geschehen kann.
Einige Deutsche waren in ihrer Ehre so getroffen,
dass sie sich mit der eigenen Waffe erschossen.
Niemand war da, der nicht zutiefst bewegt -.
Nachdem die Waffen zu Haufen gelegt,
begann nun die sowjetische Bürokratie
befragt und registriert wurde jeder mit Akribie.
Dann wurden wir zu einer Marschkolonne zusammengestellt,
und berittene russische Bewachung dazu gesellt,
euphorisch dachten wir, wie fein,
Jetzt geht es unter russischem Schutz heim.
Wir spekulierten weiter und dachten uns gleich,
nun geht es mit Begleitung heim ins Reich.
Versprengte russische Soldaten, hungrig wie wir,
Waren es drei, waren es vier?
Sie drängten sich in unsere Reihen hinein
da muss doch noch etwas zu holen sein!
Sie waren flink, sie waren gewitzt,
die Packtaschen hat man uns aufgeschlitzt
Aus Furcht hat niemand sie daran gehindert,
Wir wurden regelrecht ausgeplündert.
Ein russischer Begleitoffizier, etwas fernab,
setzte sein Pferd sofort in eiligen Trab,
packte einen von denen, die geplündert hatten,
Mit festem Griff hinten am Kragen,
schleifte ihn etwas abseits, dann fiel ein Schuss,
in den Kopf getroffen - mit dem war es Schluss.
So erlebte ich ein Standgericht,
das vergisst man sein Leben lang nicht.
Das Gleiche habe ich noch einmal erlebt
und jedes Mal vor Erschütterung gebebt.
Wenn sie so mit den eigenen Leuten umgehen
was wird denn wohl mit uns geschehen?
Vor Memel war der Marsch zu Ende.
Wir hielten an, mitten im Gelände
war ein großes Lager vorbereitet,
dort hinein wurden wir geleitet
und so saßen wir alle
wie in einer riesigen Mausefalle.
Wir lagen auf der blanken Erde,
nur sinnend, was wohl aus uns werde.
Bald fand sich auch der Hunger ein.
Er sollte für Jahre unser Begleiter sein.
Nach etwa zehn Tagen war es so weit
es hieß, macht euch zum Marsch wieder bereit.
Es ging dorthin von wo wir gekommen,
Windau hat uns wieder aufgenommen.


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